November 2017
Es ist wohl wahr: Ich bin wahrlich nicht der Blogger, der jeden Tag seinen (klugen, scharfen?) Senf zu allem gibt. Sicherlich auch der Grund dafür, dass ich mich an dieser Stelle seit fast einem Jahr nicht mehr zu Wort gemeldet habe. Daher lautet die Parole, „jetzt oder nie“, zumal beflügelt von der großartigen Stimme der Nina Simone, eine kurze Einschätzung der Lage: Die Blätter der Linden liegen welk und nass auf dem Trottoir, so endlich und matt wie die beginnenden Koalitionsgespräche in Berlin. Dabei staune ich als ein Journalist, der sich seit vielen Jahren mit Landwirtschaft, Klima, Ressourcen und Nachwachsendes beschäftigt, über die politische Ignoranz zu diesen Themen. Derweil nimmt der Verkehr stetig zu, das Klima-Drama ist schon längst da, die Böden verarmen weiter, der Verschmutzungsgrad der Gewässer steigt, es wird lustig weiter versiegelt (allein 70 Hektar pro Tag in Deutschland!) und die Industrialisierung der Landwirtschaft, trotz Urban Gardening, Veganismus uns sonstigen urbanen Erscheinungen, schreitet rasant voran.
Und weil dies ein globales Phänomen ist, gibt es nicht zuletzt deswegen Flucht und Vertreibung. Ein Zusammenhang, der im politischen Diskurs deutlicher herausgeschält werden müsste. Ein komplexer Schälversuch, fürwahr, doch unumgänglich, um den größer werdenden Problemen etwas entgegenhalten zu können. Das ist mir Ansporn für meine journalistische Arbeit. Egal ob ich nun über Biogasnutzung, Windenergie, Mobilität oder Landwirtschaft – in Polen, auf der Hallig Süderoog oderunter toskanischen Olivenbäumen – recherchiere und schreibe. Insofern freue ich mich auf die Reise nach Finnland, auf der es um ambitionierte Ansätze einer sich neu erfindenden finnischen Bioökonomie geht. Auch die im nächsten Frühjahr anstehende Reise nach Japan, bei der es um schwimmende Offshore-Anlagen und die wahrscheinlich weltweit einmalige Wechselbeziehung zwischen extrem digital-urbaner Lebensweise und traditionell geprägter japanischer Landwirtschaft gehen wird.